Der blinde Passagier

von Maria LazarUraufführung im Mai 2025Schauspielhaus, Kleines HausSchauspiel

Über das Stück

Es war eine Sensation, als vor wenigen Jahren zahlreiche unveröffentlichte Romane, Erzählungen, Gedichte und nicht aufgeführte Theaterstücke der österreichischen Schriftstellerin Maria Lazar in einer verschlossenen Kiste in England gefunden wurden. 1895 geboren, zählt Lazar zu den prägenden Autorinnen der Wiener Moderne, gerät als Jüdin und Exilantin jedoch schon zu Lebzeiten in Vergessenheit. Ihr Werk erfährt nun endlich die verdiente Renaissance.

Die Handlung des Stückes von 1938 spielt an Bord eines dänischen Paketbootes, das Handel an den nah gelegenen Küsten treibt. Kurz bevor der Anker gelichtet wird, wagt ein Mann den Sprung ins Hafenbecken, um sich vor herannahenden Verfolgern zu retten. Carl, der Sohn des Kapitäns, handelt aus Nächstenliebe und bewahrt den Unbekannten vor dem sicheren Tod, indem er ihn im Frachtraum versteckt. Doch lange lässt sich die Anwesenheit des geflüchteten jüdischen Arztes auf dem kleinen Boot nicht verheimlichen.

Wie jede:r Einzelne an Bord reagieren wird, ist nicht nur atmosphärisch dicht geschrieben und nervenaufreibend zu verfolgen, sondern es stellt sich auch die Frage nach individueller und kollektiver Verantwortung – damals wie heute. Von großer Dringlichkeit ist der Appell des mutigen Carl, der sich vehement gegen Gleichgültigkeit und Mitleidlosigkeit ausspricht: »Es geht uns nichts an, wie oft hab ich das schon gehört. Aber es geht uns etwas an, wenn im Nachbarhaus die Pest ausbricht. Rohheit und Niedertracht können auch zu einer Seuche werden.«

Regie führt Laura Linnenbaum, die am D’haus zuletzt »Der Besuch der alten Dame«, »Maria Stuart« und »Trauer ist das Ding mit Federn« inszeniert hat.

Besetzung