Der blinde Passagier

von Maria LazarUraufführung am 31. Mai 2025Schauspielhaus, Kleines HausSchauspiel

Über das Stück

Es war eine kleine Sensation, als Ende 2022 zahlreiche unveröffentlichte Romane, Erzählungen, Gedichte und Theaterstücke der Wiener Schriftstellerin Maria Lazar in einer verschlossenen Kiste in England gefunden und der Österreichischen Exilbibliothek übergeben wurden. 1895 geboren, zählte Lazar zu den prägenden Autorinnen der Wiener Moderne, emigriert als Jüdin jedoch schon 1933 gemeinsam mit Bertolt Brecht und Helene Weigel nach Dänemark und gerät als Exilantin bereits zu Lebzeiten in Vergessenheit.

»Der blinde Passagier« spielt im Winter 1938 an Bord eines dänischen Küstenfrachters, der im dichten Nebel vor einem deutschen Hafen auf Reede liegt. Kurz bevor der Anker gelichtet wird, taucht im eiskalten Wasser plötzlich ein Schwimmer auf. Carl, der Sohn des Kapitäns, bewahrt ihn vor dem sicheren Tod und versteckt den Unbekannten kurzerhand im Frachtraum. Der entpuppt sich als jüdischer Arzt auf der Flucht vor den Nationalsozialisten. Doch lange lässt sich die Anwesenheit des blinden Passagiers auf dem kleinen Boot nicht verheimlichen …

Am politischen Vorabend des Zweiten Weltkriegs erzählt Maria Lazar atmosphärisch verdichtet und nervenaufreibend zu verfolgen, wie die vierköpfige Schiffsbesatzung auf die Rettung des Fremden reagiert, der sie bei den deutschen Behörden in allergrößte Gefahr bringen kann. Bald stellt sich die Frage nach individueller und kollektiver Verantwortung – damals wie heute. Eine packende Parabel auf Zivilcourage, die dem Drehbuch eines Kriminalfilms gleicht. Regie führt Laura Linnenbaum, die am D’haus zuletzt »Der Besuch der alten Dame«, »Maria Stuart« und »Trauer ist das Ding mit Federn« inszeniert hat.

Besetzung

Hartmann Mila Moinzadeh
Carl, ihr Bruder Michael Fünfschilling
Jörgen, ihr Verlobter Florian Lange
Petersen, ihr Vater Rainer Philippi
Die Mutter Minna Wündrich
Kostüm Philipp Basener
Licht Jean-Mario Bessière
Dramaturgie Stijn Reinhold