Der gute Mensch von Sezuan

von Bertolt Brecht — Musik von Paul Dessau in einer Bearbeitung von Tobias VethakePremiere am 22. April 2023 Schauspielhaus, Großes HausSchauspiel

Über das Stück

In einer fiktiven Stadt, die beispielhaft für alle Orte steht, an denen Menschen ausgebeutet werden, treffen drei obdachsuchende Götter auf die Prostituierte Shen Te, die als Einzige bereit ist, die hohen Gäste aufzunehmen. Für ihre Güte wird die junge Frau mit einem kleinen Kapital belohnt, woraufhin Shen Te sich mit einem Tabakladen selbstständig macht. Ihr bescheidener Wohlstand aber weckt Begehrlichkeiten. Als die Bitten ihrer Mitmenschen zu Forderungen werden und sie ihre Hilfsbereitschaft hemmungslos missbraucht sieht, erschafft sie sich ein kapitalistisches Alter Ego: Sie schlüpft in die Rolle eines erfundenen Vetters namens Shui Ta, der ihre Interessen rigoros durchzusetzen weiß. Befreit vom Anspruch, moralisch zu handeln, baut Shen Te alias Shui Ta ein ausbeuterisches Tabakimperium auf. Auch hier stellt Brechts Parabel ihre Aktualität unter Beweis: Je skrupelloser das Vorgehen des erfundenen Vetters, desto schmerzlicher wird die gütige Shen Te von den Menschen in Sezuan vermisst.

Regie führt Oberspielleiterin Bernadette Sonnenbichler. Über »Der gute Mensch von Sezuan« sagt sie: »Brecht wird häufig als sehr rational bezeichnet, ich finde das Stück aber sehr emotional und durch die Musik von Paul Dessau sehr atmosphärisch. Mich interessieren die Parabel und das Märchenhafte daran.«

Besetzung

Shen Te / Shui Ta Pauline Kästner
Yang Sun, ein stellungsloser Flieger / Neffe Jonas Friedrich Leon­hardi
Wang, ein Wasserverkäufer Sebastian Tessenow
Der Schreiner Lin To / Der Barbier Shu Fu Glenn Goltz
Die Hausbesitzerin Mi Tzü / Der Bonze Fnot Taddese
Die Witwe Shin Anya Fischer
Der Polizist / Der Arbeitslose, später Agent Markus Danzeisen
Die Tabakhändlerin Ma Fu / Die alte Prostituierte Katharina Dalichau
Nichte Amina Merai
Schwager Florian Gaar
Großvater Thomas Brähler / Otto Hauptmann
Kind Philipp Jagiela / Theodor Taprogge
Live-Musik Tobias Vethake, Romy Camerun / Marie-Luisa Ehrlich, Karla Wenzel
Choreografie Tadashi Endo
Bühne David Hohmann
Musikalische Leitung Tobias Vethake
Licht Krammer, Thomas

Dauer

2 Stunden 45 Minuten — eine Pause

Trailer

Pressestimmen

Regisseurin Bernadette Sonnenbichler zauberte ein großes Kunstvergnügen auf die Bühne. Sie langte beim Stoff des Meisters ohne Ehrfurcht zu und setzte markante eigene Schwerpunkte – mit starken Bildern, herausragenden Schauspielern, Witz und einem feinen Gespür für das Potenzial der Figuren. Minna Wündrich ist in der Doppelrolle von Shen Te und Shui Ta zu erleben, und sie bewältigt diese Aufgabe großartig. Sie fächert mit Kraft die Figur der Shen Te in ihrer Beschaffenheit auf und arbeitet präzise das Spektrum der Persönlichkeit heraus. Die Körperlichkeit in der Inszenierung ist ein Quell der Freude. Und der Wirkung. Zu verdanken ist dies dem Butoh-Tänzer und -Choreografen Tadashi Endo. David Hohmann (Bühne) und Tanja Kramberger (Kostüm) gelingt eine fabelhafte Verknüpfung von Optik und Erzählung.
Rheinische Post
Ein sehr emotionaler Abend. Die wunderbare Minna Wündrich, die es wirklich ganz toll spielt, in einer Doppelrolle. Choreografie, Live-Musik, alles groß gemacht: ein echtes Prestige-Stück. Mitreißender Abend, das Ende macht viel Spaß – allein dafür lohnt es sich schon.
WDR 5 Scala
Brechts Lehrstück spielt sich in Düsseldorf anschaulich auf einer Arena ab, mit vom Kapitalismus gekrümmten, deformierten Körpern, denen Bernadette Sonnenbichler mit Hilfe eines Butoh-Meisters zur Kenntlichkeit verhilft – und einer doppelt starken Hauptdarstellerin. Tosender Applaus im Stehen. Mutigste Setzung der Inszenierung ist die alles bestimmende Ästhetik des japanischen Butoh-Tanztheaters. Minna Wündrich, die vom Publikum verzückte Jubelschreie erntet, findet zu einer ungemein starken Präsenz.
Nachtkritik
Großartiges Brecht-Theater. Minna Wündrich ist als Shen Te/ Shui Ta ein Theater-Erlebnis. Hervorragend Sebastian Tessenow. Perfekt zynisch und amoralisch Jonas Friedrich Leonhardi.
Neue Düsseldorfer Online Zeitung