Working Class

Eine Inszenierung über Arbeit und KlasseUraufführung am 9. April 2022 Schauspielhaus, Kleines HausStadt:Kollektiv

Über das Stück

Acht Menschen erzählen von ihren prekären Arbeitsbedingungen, Gewerkschaftskämpfen und Jobwechseln und fragen sich: Wie viel ist meine Arbeit wert? Wie systemrelevant ist sie? Und welche Arbeit ist in unserer Gesellschaft unterbezahlt oder sogar unbezahlt?

In einem abwechslungsreichen Spiel mit Biografien, Fiktionen und Interviewfragmenten entspinnt sich ein Bild moderner Arbeitsverhältnisse. Und die Geschichte einer »Working Class«, die vor allem durch die Pandemie ins Rampenlicht gerückt ist: Expert:innen, die beliefern, bedienen, pflegen, reinigen, betreuen, transportieren, packen, kassieren, schleppen, bewachen, auffüllen, telefonieren, kochen, spülen, ernten, testen, desinfizieren, kontrollieren u.v.m.

Bassam Ghazi, Regisseur und Leiter des Stadt:Kollektiv, und die Choreografin Yeliz Pazar entwickeln eine ebenso politische wie unterhaltsame Inszenierung mit Menschen, die in unserer Gesellschaft oft unsichtbar bleiben. Ausgehend von der Lebensgeschichte der Lyrikerin und Gastarbeiterin Semra Ertan werden Verknüpfungen zwischen Arbeitsverhältnissen und Familiengeschichten, Klassismus und Rassismus, Widerstand und Solidarität auf die Bühne gebracht.

Besetzung

Mit Philip Christ, Darja Fong, Florian Gaar, Anahit Grigorian, Jamal Ido, Nadine Pitthan, Khadija Rautenkranz, Sabri Spahija
Regie Bassam Ghazi
Choreografie Yeliz Pazar
Licht Konstantin Sonneson
Dramaturgie Lasse Scheiba
Recherche und Interviews Miltiadis Oulios, Hanni Kayali
Regieassistenz Solène Schlachter

Dauer

1 Stunde 30 Minuten — keine Pause

Trailer

Pressestimmen

So ein Jubel war lange nicht am Schauspiel Düsseldorf. Ein energiegeladenes Stück von und mit Expert:innen des Alltags. Kluger und eindringlicher Abend. Szenen, Video-Interviews, Beobachtungen, migrantisch situiertes Wissen und politische Forderungen werden zusammengehalten durch die schönen klaren Choreografien und Signature Moves, die Choreografin Yeliz Pazar für die Produktion entwickelt hat. Die Stückentwicklung verschneidet die Klassen-Erfahrungen wie Arbeitsüberlastung und Ausgrenzung, aber auch Solidarität mit der Biografie und dem Werk der jungen Dichterin Semra Ertan.
Theater heute
Jung und kraftvoll, zupackend und aufrüttelnd wirkt der von Bassam Ghazi inszenierte Theaterabend, der keine Sekunde in weinerliche Klagetöne abgleitet.
Westdeutsche Zeitung
Jubel und langer, langer Applaus für die acht Laien-Darsteller:innen des Stadt:Kollektiv und Regisseur Bassam Ghazi mit seinem Team.
Neue Düsseldorfer Online Zeitung
Was erwartet der Mensch von Theater? Erbauung? Sorry, gibt’s hier nicht. Ein Stück Wahrhaftigkeit können Sie haben, in Form gebracht mit Entschlossenheit und Freude. Und man muss sich auseinandersetzen mit dem tragischen Schicksal der türkischen Aktivistin und Dichterin Semra Ertan, Kind sogenannter Gastarbeiter, die 1971 als Teenager mit ihren Eltern nach Deutschland kam. Ihr Fanal, ihre Botschaft, ihre Texte bewahren die Produktion vor allzu penetranter Selbstbetrachtung. Ertan’s Gedicht »Mein Name ist Ausländer…« wird zu einer Art Leitmotiv.
Ddorf aktuell
Die Wut der Laiendarsteller:innen über die stumme Gewalt der kapitalistischen Verhältnisse (oft euphemistisch als soziale Ungleichheit abgetan) ist an diesem Abend bis in die hinterste Ecke des Theatersaals spürbar. »Working Class« serviert nicht die olle Diversitätsdoktrin, die auf den Gegenwartsbühnen ermüdend oft durchdekliniert wird. Rassismus wird in dieser Aufführung konsequent mit der Klassenherrschaft verbunden.
Junge Welt