Alice

Musiktheater nach Lewis CarrollPremiere am 29. Oktober 2020 Schauspielhaus, Großes HausSchauspiel

Über das Stück

Haben Sie ein inneres Kind, und wenn ja, langweilt es sich nicht manchmal entsetzlich? »Alice im Wunderland« wäre in diesem Fall als Lektüre oder eben als Theaterbesuch zu empfehlen. Lewis Carrolls 1865 erschienener Klassiker der gehobenen Nonsensliteratur nimmt die regelstrenge viktorianische Welt in den Blick und lässt sie auf die überbordende Fantasie eines jungen Mädchens treffen: Alice, die sich in Gesellschaft der Erwachsenen langweilt, bis eines Tages ein weißes Kaninchen ihren Weg kreuzt. Fasziniert nimmt sie die Verfolgung des nervösen Tierchens auf, das ununterbrochen auf die Uhr schaut und erstaunlicherweise sogar sprechen kann. Durch den Kaninchenbau hinab stürzt Alice bis zum Mittelpunkt der Erde, wo sich ihr ein aufregendes und unbekanntes Wunderland eröffnet. Hier ist nichts, wie es scheint! Fantastische, bisweilen gefährliche Figuren wie die Grinsekatze, das sprechende Ei Humpty Dumpty, der Hutmacher, der Märzhase und die Herzkönigin mit ihrem Schlachtruf »Kopf ab!« begegnen dem Mädchen. Realitäten verschieben sich, aus klein wird groß, aus groß wird klein. Wörter verlieren ihren Sinn, Regeln werden verdreht. Erfahrung, Erziehung und der gesunde Menschenverstand werden ad absurdum geführt. Derart exzessiv betreibt Carroll seine Sprachspiele und Logikrätsel, dass aus dem Nonsens heraus eine nach eigenen Gesetzmäßigkeiten funktionierende Wirklichkeit geboren wird, die der unsrigen teilweise diametral entgegengesetzt ist. Standhaft und neugierig versucht Alice, sich in dieser fremden Welt, die auch eine Traumwelt sein könnte, zurechtzufinden. Und zum ersten Mal in ihrem Leben muss sie sich fragen: Wer bin ich, und wenn ja, wie komme ich da raus?

Nicht immer wurde Lewis Carrolls Leidenschaft für kleine Mädchen unkritisch gesehen, mit denen er enge Beziehungen pflegte, die er fotografierte und mit denen er sein Leben lang korrespondierte. Und so erzählt »Alice« auch von der Flucht in eine Traumwelt, die die Schranken der Realität überwindet und dabei so bedrohlich wirkt, dass man sich reuevoll die Wirklichkeit zurückwünscht. Am Düsseldorfer Schauspielhaus wird André Kaczmarczyk diesen besonderen Stoff als musikalisch­poetischen Trip inszenieren – vom viktorianischen Kinderzimmer in die Welt der Fantasie. Nach »Heart of Gold«, »Boys don’t cry …« und »I build my time« ist dies die vierte musikalische Arbeit des vielseitigen Künstlers, der als Ensemblemitglied auch in zahlreichen Rollen, u.a. Richard III., Der Sandmann, Cabaret, auf der Bühne zu erleben ist. Die musikalische Leitung übernimmt Matts Johan Leenders, dessen Kompositionen und Arrangements bekannte Volks­- und Kinderlieder aufgreifen, um sie in bester Carroll­-Manier in ihr Gegenteil zu verkehren.

Audio­einführung

Besetzung

Alice Lou Strenger
Carroll, Weißes Kaninchen, Jabberwocky Kilian Ponert
Herzkönigin, Raupe Claudia Hübbecker
Herzkönig, Humpty-Dumpty Thomas Wittmann
Herzbubenritter, Köchin, Märzhase Sebastian Tessenow
Herzogin, Grinsekatze, Dideldum, Maus Judith Bohle, Anya Fischer
Hutmacher, Dideldei, Falsche Suppenschildkröte André Kacz­marc­zyk
Cello / Gitarre Daniel Brandl / Veit Steinmann
Percussion Lukas Meile / Alfonso Garrido
Violine Julia Brüssel / Axel Lindner
Kostüme Jenny Theisen
Licht Christian Schmidt
Dramaturgie Janine Ortiz

Dauer

2 Stunden — keine Pause

Trailer

Pressestimmen

Eine Punktlandung. André Kaczmarczyk und Musiker Matts Johan Leenders haben »Alice« als fantasievolles und aufregendes Musiktheater inszeniert, mit einer wunderbaren Lou Strenger in der Rolle der Alice.
Rheinische Post
Multitalent André Kaczmarczyk vereint Bildende Kunst, Musik und Theater zu einem schillernden Traum-Gesamtkunstwerk. Am Ende: Jubel und Begeisterung.
Westdeutsche Zeitung
Scheinhaft schönes Musiktheater.
nachtkritik.de
Die Musiktheater-Premiere »Alice« entführt die Zuschauenden in eine fantasievolle Welt. »Die Wirklichkeit ist so rätselhaft, und ich erfinde immer neue Rätsel«, sagt das Kaninchen. Doch die Inszenierung zeigt mit ihrer Leichtigkeit, ihrem sehr gut dosierten Humor, dass es immer weitergeht.
NRZ
Eine betörend schöne Aneignung. Eine fabelhafte Lou Strenger. Kaczmarczyk holt Carrolls ganzes buntes Zauberreich in zwei atemlosen Stunden auf die Bühne und fährt dabei eine Reihe schillernder Nebenfiguren auf.
WAZ
Die Musik von Matts Johan Leenders, der auch am Bühnenrand vor seinem Keyboard vier Musiker:innen und die Sänger:innen dirigiert, nimmt den Zuschauer mit auf die Reise und lässt »Alice«, das »Musiktheater« am Schauspielhaus, zu einem wundervollen Erlebnis werden. Stehende Ovationen und langer Jubel im Schauspielhaus galten daher nicht nur der mitreißenden, energiegeladenen Lou Strenger mit ihrem Gesang, die als Alice zwei Stunden Musik und Theater trägt. Jubel auch einem Ensemble, das mit großartiger Spielfreude die nur scheinbar absurden Figuren dieses vieldeutigen Literaturstücks von Lewis Caroll in einem vieldeutigen Bühnenbild und der Regie von André Kaczmarczyk leben lässt.
Neue Düsseldorfer Online Zeitung