Das Licht im Kasten (Straße? Stadt? Nicht mit mir!)

von Elfriede JelinekUraufführung am 14. Januar 2017Central — Große BühneSchauspiel

Über das Stück

Elfriede Jelinek hat eine Leidenschaft für Mode. Die Nobelpreisträgerin hat ein Stück geschrieben, das sich dem Thema Mode in aller Ausführlichkeit widmet. Wo passt dieser Text besser hin als in die Modestadt Düsseldorf? In »Das Licht im Kasten« beschreibt Jelinek die Zumutungen von Mode genauso wie die ungeheuren Glücksgefühle beim Kaufen, den Zwang zum Mitmachen wie die Sehnsucht, hervorzustechen. Sie schreibt über Luxuslabels, über Gisele Bündchen und den eigenen unperfekten Körper, über zu enge Hosen und japanische Lochpullis, über Online-Shopping, eingestürzte Fabriken und tote Näherinnen in der Produktion. Und all das spiegelt sie mit Heidegger an der Frage nach dem Sein des Menschen, seiner Endlichkeit, dem Tod und dem Nichts: »Die Endlichkeit ist das Innerste des Wesens der Mode. Das ist ein wichtiger Satz. Vergessen Sie ihn sofort wieder, denn es ist der erste Gedanke, den ich heute hatte, der wird weggeschüttet, man nimmt besser den Mittelstrahlgedanken ...« Es sind Sprachkaskaden, die assoziativ springen und in ihrer Lust an der Oberfläche Mode zum Halt in der Welt und gleichzeitig zu einem modernen Sinnbild für Vanitas machen.

Der Schauspiel- und Opernregisseur Jan Philipp Gloger inszenierte u.a. am Residenztheater München, am Deutschen Theater Berlin, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, bei den Bayreuther Festspielen, an der Oper Frankfurt, am Opernhaus Zürich, an der Nederlandse Opera Amsterdam und am Royal Opera House London. Seit 2018 ist Jan Philipp Gloger Schauspieldirektor am Staatstheater Nürnberg.

Besetzung

Mit Manuela Alphons, Tabea Bettin, Judith Bohle, Claudia Hübbecker, Karin Pfammatter, Lou Strenger, Julia Berns/Tanja Vasiliadou
Regie Jan Philipp Gloger
Bühne Marie Roth
Kostüm Esther Bialas
Dramaturgie Felicitas Zürcher
Theaterpädagogik Matin Soofipour

Dauer

2 Stunden — keine Pause

Trailer

Pressestimmen

Von Mode hat Elfriede Jelinek wirklich Ahnung. Ein sechsköpfiges hochflexibles Kampfkaufgeschwader quer durch alle Modeleidensalter führt in individueller Allgemeinheit das Hochbesondere in der Konfektion vor.
Theater heute
Ein formidables sechsköpfiges Frauenensemble ist in Düsseldorf zu bewundern. Der schnelle Wechsel der Situationen macht den Reiz aus, und selbstverständlich hat jede Dame ihren Solo-Auftritt.
Theater der Zeit
Die offene Textfläche lässt dem Regisseur große Freiheiten und fordert ihn als zweiten Autor. Jan Philipp Gloger hat sie stark und umsichtig konzentriert und auf sechs Frauen und ein Mädchen, zwischen zehn und siebzig Jahre alt, verteilt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Vergnüglich, sehr effektvoll und bewundernswert präzise baden alle sieben Schauspielerinnen – von der Kinderdarstellerin bis zur Altersgenossin der Autorin – im ›Wörter-See‹ des kalauernden Textes und lassen ›Sprach-Kracherln‹ (so Jelinek) sprudeln. Zwei kurzweilige schnell verfliegende Stunden. »Das Licht im Kasten« ist jedenfalls ein locker-luftiges, fast sommerliches Textgewebe.
Der Standard
Ein gnadenlos scharfsichtiger und ziemlich persönlicher Jelinekscher Modebewusstseinsstrom.
Neue Zürcher Zeitung
Jan Philipp Gloger inszeniert das als eine meist luftige Sarabande, als Tanz um die Umkleidekabine, die hier ein Bungalow, also Lebenswelt ist, umgeben vom Grün, durch das große Plüschtiere streifen, die sich über die Menschen wundern. Sechs Damen bewegen sich elegant durch den Text.
Süddeutsche Zeitung
Es ist einer ihrer (Jelineks) imponierend persönlichen (anti-)dramatischen Texte. Man spürt: die große Geste, den weiten Atem, die radikale Selbstanalyse – mit ungewissem Ausgang zwischen den Gegenpolen Sinnlichkeit und Verstand.
nachtkritik.de
Ein elegantes Stück. Das Damenensemble mit Manuela Alphons, Tabea Bettin, Judith Bohle, Claudia Hübbecker, Karin Pfammatter und Lou Strenger bezwingt die Textgebirge mit Witz, Präzision und Leichtigkeit. Sie ziehen sich nicht nur mit verblüffender Geschwindigkeit um, sondern bringen jedes Mal neue Farben und Töne in diese Variationen zum Thema Sein und Schein. In Düsseldorf leuchtet »Das Licht im Kasten«.
Deutschlandradio Kultur
Am Schauspiel Düsseldorf ist ein kluger, kurzweiliger und glänzend gespielter Abend gelungen, der bildlich tief ins gedankliche Jelinek-Universum surft.
Deutschlandfunk
»Das Licht im Kasten« gibt nach vielen Jelinekschen Wut-Stücken mit Mode ein überraschend persönliches Thema der Autorin preis.
Rheinische Post
Ein großer Erfolg. Unter die Oberfläche des modischen Scheins webt sie die existenziellen Fragen des Lebens nach Sein, Nichtsein und Tod.
dpa
Ein starker weiblicher Auftritt und ein gelungener Theaterabend.
Westdeutsche Zeitung
Die Gedanken kommen keineswegs zu kurz und der Spaß auch nicht.
WDR 5 Scala
Regisseur Jan Philipp Gloger hat mit sechs herausragenden Schauspielerinnen (und einem 10-jährigen Mädchen) einen Text von Elfriede Jelinek zu einer Inszenierung gebracht, die Theatergeschichte schreiben dürfte. Jelineks assoziativen, sprunghaften Text voller philosophischer Anspielungen so unterhaltsam, teils witzig und mit Leichtigkeit zu inszenieren und vorzustellen, kann als bestens gelungen bezeichnet werden.
Neue Düsseldorfer Online Zeitung
Ein beeindruckend vielstimmiger Abgesang auf den schillernden Schickimicki-Zirkus.
Neue Rhein Zeitung
Sechs großartige Schauspielerinnen bewältigen in der Düsseldorfer Uraufführung bewundernswert die Wortkaskaden von Elfriede Jelinek, die der Regisseur Jan Philipp Gloger in Rollen und unterhaltsame Szenen gegliedert hat.
fiftyfifty