Der Idiot

von Fjodor M. DostojewskijKoproduktion mit dem Staatsschauspiel DresdenDüsseldorfer Premiere am 8. Oktober 2016 im Central — ab 23. Februar 2019 im Schauspielhaus Schauspielhaus, Großes HausSchauspiel

Über das Stück

Dostojewskijs »Der Idiot« entwirft das Panorama einer russischen Gesellschaft, die sich zwischen Feudalismus und Kapitalismus häuslich einrichtet: Hochzeiten dienen der Absicherung prekärer Verhältnisse, mit Erbschaften wird noch vor dem Tod des zu Beerbenden spekuliert, und Mätressen sind eine Frage des Geldes. In diese Welt platzt Fürst Lew Nikolajewitsch Myschkin, Dostojewskijs Entwurf eines »wahrhaft vollkommenen und schönen Menschen«. Nach mehreren Jahren in einem Schweizer Sanatorium, wo seine Epilepsie behandelt wurde, kehrt er nach St. Petersburg zurück. Mit den Spielregeln der feinen Gesellschaft ist der Fürst nicht vertraut, deshalb, und weil er unfähig ist zu Misstrauen und Intrige, fliegen ihm die Herzen nur so zu. Myschkins konsequent gelebte Devise – »Mitleid ist das wichtigste und vielleicht einzige Gesetz menschlichen Seins« – stellt die scheinbar rationalen Entscheidungen seiner Mitmenschen nachhaltig infrage.

Der renommierte Theatermacher Matthias Hartmann – er leitete das Schauspielhaus Bochum, Schauspielhaus Zürich und das Wiener Burgtheater – stellt ein starkes Ensemble ins Zentrum seiner Inszenierung. Gemeinsam durchschreiten die Spieler:innen Dostojewskijs Jahrhundertroman und erzählen die Tragödie eines Bilderbuchhumanisten, der sich am nicht totzukriegenden Konkurrenzverhalten seiner Mitmenschen gnadenlos aufreibt.

Besetzung

Fürst Lew Nikolajewitsch Myschkin André Kacz­marc­zyk
Parfjon Semjonowitsch Rogoschin, Kaufmannssohn Christian Erdmann
Nastassja Filippowna Baraschkowa, ehemalige Mätresse Yohanna Schwertfeger
Iwan Fjodorowitsch Jepantschin, General Thomas Wittmann
Lisaweta Prokofjewna Jepantschina, seine Frau Rosa Enskat
Alexandra Iwanowna Jepantschina, ihre Tochter / Adelaida Iwanowna Jepantschina, ihre Tochter Cathleen Baumann
Aglaja Iwanowna Jepantschina, ihre Tochter Lieke Hoppe
Ardalion Alexandrowitsch Iwolgin, General a. D. Jan Maak
Nina Alexandrowna Iwolgina, seine Frau Rosa Enskat
Warwara »Warja« Ardalionowa Iwolgina, ihre Tochter Cathleen Baumann
Gawrila »Ganja« Ardalionowitsch Iwolgin, ihr Sohn Kilian Land
Afanassij Iwanowitsch Tozkij, Großgrundbesitzer Rainer Philippi
Lukjan Timofejewitsch Lebedjew, Beamter Glenn Goltz, Emanuel Fellmer
Kammerdiener des General Jepantschin Jan Maak
Rogoschins Diener Kilian Land
Regie Matthias Hartmann
Kostüm Tina Kloempken
Musik Parviz Mir-Ali
Video Moritz Grewenig
Licht Michael Gööck
Dramaturgie Janine Ortiz

Dauer

4 Stunden — zwei Pausen

Pressestimmen

Hartmann hätte das am Burgtheater nicht besser besetzen können.
Wiener Zeitung
Der Regisseur Matthias Hartmann hat mit »Der Idiot« eine vergnügliche, herzergreifende Aufführung zustande gebracht – und sich zurückgemeldet unter die wichtigen Regisseure des deutschsprachigen Theaters.
Der Spiegel
So präzise wie spiellustige Schauspieler. Zu erleben ist wunderbar konzentriertes spielerisches Erzähltheater. Eine kluge Bühnenadaption des Romans.
Deutschlandfunk
Matthias Hartmanns Version strafft die Fabel geschickt. Der Regisseur, der mit der Dramaturgin Janine Ortiz und dem Ensemble die Textfassung entwickelt hat, überführt den Roman in ein Erzähltheater, das, mit vielen überraschenden Wendungen, die Darsteller zwischen Dialog und Kommentar, direkter und indirekter Rede wechseln und auch mal aus der Rolle fallen lässt. Mit Witz und Ironie, Keckheiten und schönen Details.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Dem Spiel der Darsteller, die zum großen Teil mit dem neuen Intendanten von Dresden nach Düsseldorf gewechselt sind und nun zum Ensemble der Stadt gehören, ist es zu verdanken, dass der Abend fast immer die Balance zwischen wahrhaftigem Mitgefühl, ironischem Kommentar und gekonntem Klamauk hält. Die Schauspieler haben sich an diesem langen Abend den begeisterten Applaus verdient. Sie wecken große Lust, sie noch in vielen weiteren Rollen zu erleben.
Westdeutsche Zeitung
Das Schöne an dieser Bühnen-Fassung ist, dass sie nicht so sehr auf Dialoge setzt, sondern den Erzähltext samt Brüchen mitliefert. Sätze wechseln mittendrin den Sprecher, wenn der Bezug sich ändert. So kommt es zu teils komischen Reibungen zwischen Erzählung und Handlung.
Rheinische Post