Foto: Benno Tobler
Gesellschaftsmodell Großbaustelle (Staat 2)
Eine Produktion von Düsseldorfer Schauspielhaus und Rimini ProtokollUraufführung am 12. Mai 2017Central — Große BühneSchauspiel
Über das Stück
Was erzählen Großbaustellen über unsere Gesellschaft? Was erzählen ihre verborgenen Choreografien verschobener Fertigstellung und Kostenkorrekturen, die komplexen Verflechtungen ihrer Akteure, die undurchsichtigen Verbindungslinien in alle Welt? Warum bauen Staaten, und für wen? Was geht vor: Partizipation oder Masterplan? In »Gesellschaftsmodell Großbaustelle« entwirft Stefan Kaegi das Wimmelbild einer Gesellschaft im Baufieber. Dabei sitzt das Publikum nicht im Dunkeln des Zuschauerraums, sondern folgt sieben Experten auf szenischen Baustellenführungen über die Simultanbühnen eines sich immer weiter auffächernden Raumes: Ein rumänischer Bauarbeiter nimmt Zuschauer mit zum Fliesenverlegen, eine Anlageberaterin entwirft eine Kosten-Nutzen-Rechnung für Investitionen in »Betongold «, ein Baurechtler führt Zuschauer in den »Kampfsport Nachtragsforderungen « ein, der ehemalige Entrauchungsplaner des Berliner Flughafens rekonstruiert seine Baustelle, um zu verstehen, wie er zum Bauernopfer der Politik wurde, ein Anwalt wirft einen Blick hinter die Kulissen des größten Korruptionsfalles von Nordrhein-Westfalen, und ein Ökonom schaut von einer Schweizer Übersichtsterrasse in Singapur aus auf einen Masterplan für postfossiles Bauen. So entsteht ein räumliches Wimmelbild, an dem wiederum ein Ameisenforscher aufzeigt, wie ein Staat bauen könnte, dessen Bewohner Partizipation nicht als Summe von Partikularinteressen verstehen. In Düsseldorf, wo das Schauspielhaus derzeit hinter den Baugerüsten und Kränen einer benachbarten Großbaustelle verschwindet, überführt Rimini Protokoll das verschachtelte Geflecht aus internationalen Investoren, Baukonsortien und Auftraggebern bis hinunter zu Vergaberechtlern und Zulieferfirmen in ein großes begehbares Raummodell auf der Großen Bühne des Central.
Staat 1–4 — Die Demokratie steckt in der Krise: Zwar haben Bürgerbeteiligungen in politischen Entscheidungsprozessen zugenommen, und die politischen Gremien werden ordentlich gewählt. Doch handeln die Repräsentanten, die politischen Akteure und Institutionen im Sinne des Gemeinwohls? Oder erhärten sich die Befürchtungen, dass PR-Strategen und privat finanzierte Beratungs- und Anwaltsteams die Geschicke zur Steuerung einer immer globaler agierenden Gesellschaft den Händen der Politikerinnen und Politiker entreißen? Und warum entscheiden sich letztere immer kurzfristiger und unter größerem Handlungsdruck für die vermeintlich einzige Lösung? Besteht der Staat in seiner neoliberalen Ausprägung nur noch aus formellen, aber schwachen Hülsen, nur noch aus Überbleibseln der Moderne, während essenzielle Entscheidungen von Interessenverbänden und Unternehmen beeinflusst werden, die jeder rechtsstaatlichen Kontrolle durch die Hintertür ihrer internationalen Firmennetzwerke entwischen? Exemplarisch untersucht das Autoren-Regie-Kollektiv Rimini Protokoll Phänomene der Postdemokratie in vier Theaterproduktionen unter dem Titel »Staat 1–4«. So entsteht eine Recherche auf den Feldern außerhalb dessen, was heute vom Nationalstaat organisiert und kontrolliert werden kann. Rimini Protokoll schaut zurück auf das Wesen der Gewalten, deren Teilung einmal die wesentlichen Mechanismen zur Kontrolle des staatlichen Gefüges strukturieren sollte. Inwieweit sind diese Gewalten noch in der Lage, die entscheidenden Impulse zur Veränderung, denen die Gesellschaften ausgesetzt sind, zu regulieren? Welche Akteure und Netzwerke gewinnen in der Postdemokratie an Einfluss? Wer besetzt die Lücken, die in den einst von den drei Staatsgewalten regulierten Sphären aufscheinen? So entstehen vier Inszenierungen – eine in Düsseldorf, eine in München, eine in Dresden, eine in Zürich.
Staat 1–4 — Die Demokratie steckt in der Krise: Zwar haben Bürgerbeteiligungen in politischen Entscheidungsprozessen zugenommen, und die politischen Gremien werden ordentlich gewählt. Doch handeln die Repräsentanten, die politischen Akteure und Institutionen im Sinne des Gemeinwohls? Oder erhärten sich die Befürchtungen, dass PR-Strategen und privat finanzierte Beratungs- und Anwaltsteams die Geschicke zur Steuerung einer immer globaler agierenden Gesellschaft den Händen der Politikerinnen und Politiker entreißen? Und warum entscheiden sich letztere immer kurzfristiger und unter größerem Handlungsdruck für die vermeintlich einzige Lösung? Besteht der Staat in seiner neoliberalen Ausprägung nur noch aus formellen, aber schwachen Hülsen, nur noch aus Überbleibseln der Moderne, während essenzielle Entscheidungen von Interessenverbänden und Unternehmen beeinflusst werden, die jeder rechtsstaatlichen Kontrolle durch die Hintertür ihrer internationalen Firmennetzwerke entwischen? Exemplarisch untersucht das Autoren-Regie-Kollektiv Rimini Protokoll Phänomene der Postdemokratie in vier Theaterproduktionen unter dem Titel »Staat 1–4«. So entsteht eine Recherche auf den Feldern außerhalb dessen, was heute vom Nationalstaat organisiert und kontrolliert werden kann. Rimini Protokoll schaut zurück auf das Wesen der Gewalten, deren Teilung einmal die wesentlichen Mechanismen zur Kontrolle des staatlichen Gefüges strukturieren sollte. Inwieweit sind diese Gewalten noch in der Lage, die entscheidenden Impulse zur Veränderung, denen die Gesellschaften ausgesetzt sind, zu regulieren? Welche Akteure und Netzwerke gewinnen in der Postdemokratie an Einfluss? Wer besetzt die Lücken, die in den einst von den drei Staatsgewalten regulierten Sphären aufscheinen? So entstehen vier Inszenierungen – eine in Düsseldorf, eine in München, eine in Dresden, eine in Zürich.
Besetzung
Mit Sonja-Verena Breidenbach, Dieter Läpple, Fang-Yun Lo, Alfredo Di Mauro, Jürgen Mintgens, Marius Ciprian Popescu, Andreas Riegel, Reiner Pospischil
Szenografie Dominic Huber
Video Mikko Gaestel
Musik Fabian Schulz
Licht Konstantin Sonneson
Dramaturgie Robert Koall
Third Eye, Dramaturgie Staat 1-4 Imanuel Schipper
Recherche Wilma Renfordt
Projektkoordination Jessica Páez
Dauer
2 Stunden — keine Pause
Pressestimmen