Henry VI & Margaretha di Napoli

nach William Shakespeare von Tom LanoyePremiere am 14. Dezember 2019Schauspielhaus, Großes HausSchauspiel

Über das Stück

Die Fehden zwischen den Häusern York und Lancaster Mitte des 15. Jahrhunderts gingen als »Rosenkriege« in die Geschichte ein. William Shakespeare bearbeitete die Wirren dieser damals jüngsten Vergangenheit in den drei »Heinrich VI.«-Teilen. Der flämische Autor und Performer Tom Lanoye ist Experte für die Shakespeare’schen Königsdramen. Für das Düsseldorfer Schauspielhaus entwarf er eine neue Fassung von »Heinrich VI.«, in welcher der schwache König und seine starke Frau gleichermaßen im Zentrum stehen. Inszenieren wird David Bösch, der als Opern- und Schauspielregisseur an großen Häusern wie dem Wiener Burgtheater oder der Staatsoper Unter den Linden in Berlin arbeitet und mit »Henry VI & Margaretha di Napoli« seine erste Arbeit in Düsseldorf zeigt.
Noch am Grab Heinrich V. gehen die Machtkämpfe los. Vom charismatischen Heldenkönig ist die Krone auf dessen kleinen Sohn übergegangen, und die Intrigen um Einfluss auf den jungen König gedeihen: Bischof Winchester gegen Heinrichs Onkel Gloster, die Herzöge Somerset und Buckingham gegen Suffolk und York, der sich selbst als legitimen Thronerben sieht. Während in Frankreich die heilige Johanna die Briten das Fürchten lehrt, wächst der Junge heran – zu einem guten, aber nicht zu einem starken Mann. Henry VI. bleibt ein schwacher König, dem die Krone seiner Vorfahren nicht passen will. Er will nicht herrschen, und er kann es auch nicht. Margaretha dagegen, Prinzessin von Neapel, ist ein Machtmensch. Sie weiß sich ihre Position am Hof zu erkämpfen und ist entschlossen, die Krone, die ihr Mann nicht will, für ihren Sohn zu verteidigen.

Besetzung

König Heinrich VI André Kacz­marc­zyk
Margaretha di Napoli, Königin von England Sonja Beißwenger
Hugo Gloster, Onkel Heinrichs, Reichsprotektor Rainer Philippi
Leonore, Heinrichs Tante, Gattin Hugo Glosters Minna Wündrich
Bischof Winchester, Onkel Heinrichs Florian Lange
Herzog Suffolk, Vertrauter Heinrichs Sebastian Tessenow
York, Herzog und Thronprätendent Jan Maak
La Pucelle, die Jungfrau von Orléans / Roland, ältester Sohn Yorks / Richard das Ungeheuer, jüngster Sohn Yorks Marie Jensen
Somerset, Neffe von Bischof Winchester Kai Götting
Buckingham, Freund, später Rivale Somersets Felix Kruttke
Regie David Bösch
Mitarbeit Bühne Larissa Kramarek
Kostüm Falko Herold
Kampf-Choreografie Klaus Figge
Licht Jean-Mario Bessière
Dramaturgie Felicitas Zürcher

Dauer

2 Stunden — keine Pause

Trailer

Pressestimmen

20 Jahre lang hat sich der Autor Tom Lanoye mit den Shakespeareschen Stoffen rund um Heinrich VI. und dessen Gattin Margaretha di Napoli beschäftigt. Daraus entstand eine pointierte, dramaturgisch einleuchtende und mit drei Stunden Spiellänge auch kompakte Textfassung des dreiteiligen Originals – in der darüber hinaus die Rolle der Königsgattin stark erweitert ist. [...] David Bösch gibt den Schauspielerinnen und Schauspielern auf dieser Bühne sehr viel Freiraum, was ihm das Ensemble mit Höchstleistungen dankt: André Kaczmarczyk brilliert als Heinrich VI. Er verkörpert ihn federleicht und versponnen, viel zu schwach für die von ihm geforderte Machtpolitik. Seine Frau Margaretha di Napoli hingegen beherrscht das Spiel der Macht und die Verführung ihr nützlicher Männer perfekt – von Sonja Beißwenger kess und durchtrieben mit einer guten Portion Erotik auf die Bühne gebracht. Auch Lieke Hoppe überzeugt sowohl in der Rolle der entrückten Jeanne d’Arc sowie als buckliger und hässlicher Richard III. Sie erweist sich als fast schon unheimlich wandelbar.
Deutschlandfunk Kultur
Für das Düsseldorfer Schauspiel hat David Bösch nun eine rasant verschlankte, dreistündige Version Tom Lanoyes inszeniert. Sonja Beißwenger ist als Margaretha immer kontrolliert, oft kokett. Sie spielt die Neuangekommene mit einer wunderbar füchsischen Verschlagenheit, gefährlich wie ein vergifteter Dolch. Lieke Hoppe sorgt in Dreifachbesetzung sowohl für das narrative Rückgrat des Abends als auch für sein darstellerisches Glanzstück. Zu Beginn hat sie sich als transzendente Schwertjungfrau Johanna von Orleans in weißem Gewand gegen Yorks Truppen verteidigt, bis dieser sie auf den Scheiterhaufen brachte. Der Fluch, den Johanna dem Hause York hinterherruft, kostet sie in ihrer zweiten Rolle, als Yorks Sohn Roland, das Leben. Als sie schließlich als jüngster York-Spross Richard an die Rampe tritt, ist ihre Metamorphose elektrisierend: Wie eine geistig zerrüttete Transgenderversion des Wrestling-Stars »The Undertaker«, mit weißlichen Kontaktlinsen und zur Verkrüppelung hochgetaptem Arm, spukt und geifert Hoppe in Bruchstücken des Anfangsmonologs von »Richard III.« ihren Welthass, ihre Rachsucht ins Auditorium.
Süddeutsche Zeitung
Eine dreistündige, hochtourige Performance geschöpft: einen Abend über Macht, Moral und Ohnmacht mit großen schauspielerischen Leistungen. Ausdauernder Beifall für die famosen Darsteller.
Rheinische Post
Ein packender Theaterabend. Insgesamt eine Lehrstunde über grausames Spätmittelalter in England, mitunter auch ein ironisch-heiteres Theater-Erlebnis, das aber keine Sekunde langweilt.
Westdeutsche Zeitung
Ein wildes, zappendüsteres Stück. André Kaczmarczyk spielt [Henry VI] wunderbar als liebenswürdigen Trottel, der sich lieber hinter seinen Büchern vergräbt statt der bitteren Realität ins Auge zu blicken. [Nach der Pause] ist es vor allem Lieke Hoppe, die als junger Richard (dem späteren Richard III) das Schwert unbarmherzig führt und offenbar großen Spaß am völlig überdrehten Spiel hat.
Neue Rhein Zeitung