Herr Puntila und sein Knecht Matti

Volksstück von Bertolt Brecht — Musik von Paul DessauPremiere am 11. November 2016Central — Kleine BühneSchauspiel

Über das Stück

Den besoffenen Puntila nicht zu mögen fällt schwer. Der Großbauer feiert gern und hat eine überbordende Fantasie. Im Innersten versteht sich Puntila als Künstler, er gestaltet sich die Welt nach seinem Belieben. Nüchtern ist Puntila hingegen unerträglich. Unberechenbar herrscht er über seine Tochter Eva und alle seine Angestellten, die er ausbeutet und demütigt. Sein Chauffeur Matti ist der Einzige, der keine Angst vor den zwei Gesichtern seines Dienstherrn hat. Selbstbewusst widersteht er Puntilas Verbrüderungsversuchen, mit denen dieser die Kluft zwischen Herr und Knecht zu überwinden sucht. Matti ist für Puntila Prügelknabe, Beichtvater und Gewissen, er mahnt Gerechtigkeit für die Arbeiter:innen an und stellt sich vor Eva, um sie vor dem väterlichen Zorn zu schützen. Dass Puntila kein positiver Held ist, bedeutet aber nicht, dass Matti einer wäre. Der Chauffeur ist schlau und kritisch, ein Visionär oder gar Revolutionär ist er aber nicht. Und als der weinselige Puntila beschließt, dass ausgerechnet Matti der ideale Gatte für Eva sei, ist es auch mit Mattis Neutralität vorbei.

Bertolt Brecht schrieb sein Volksstück 1940 in Finnland, der vierten Station auf seiner Flucht vor den Nationalsozialisten. Er wollte mit dem Duo Puntila und Matti »die Ausformung des Klassenantagonismus«, die Verlogenheit und Gefährlichkeit von Herrschaftsverhältnissen demonstrieren. Heute sind Gut und Böse vielleicht schwerer auszumachen, die zentrale Frage aber bleibt: Kann man reich und ein guter Mensch sein?

Jan Gehler inszeniert am Volkstheater München, am Maxim Gorki Theater Berlin, am Schauspiel Stuttgart und am Thalia Theater Hamburg. Von 2013 bis 2016 war er Hausregisseur am Staatsschauspiel Dresden.

Besetzung

Puntila, Gutsbesitzer Andreas Grothgar
Eva Puntila, seine Tochter / ein Arbeiter / der Kümmerliche etc. Cennet Rüya Voß
Matti, sein Chauffeur Konstantin Lindhorst
Der Richter / das Kuhmädchen / der Kümmerliche Cathleen Baumann
Der Attaché / die Telefonistin / der rote Surkkala / ein Arbeiter Alexej Lochmann
Laina / das Apothekerfräulein / der Probst / ein Arbeiter Hanna Werth, Florenze Schüssler
Regie Jan Gehler
Bühne Sabrina Rox
Kostüm Claudia Irro
Musik Sven Kaiser
Licht Konstantin Sonneson
Dramaturgie Frederik Tidén
Theaterpädagogik Thiemo Hackel

Dauer

2 Stunden 15 Minuten — keine Pause

Trailer

Pressestimmen

Jan Gehler inszeniert Brechts Volksstück als lakonische Farce – bitter und unterhaltsam.
Rheinische Post
Die Schauspieler:innen ziehen als schräge, schrille Typen alle Register deftiger Komödie. Und beweisen erneut, welch ein facettenreiches, talentiertes und extrem wandlungsfähiges Schauspiel-Ensemble der neue Intendant an den Rhein gelockt hat. Von allen wird man hoffentlich noch viel hören und sehen.
Westdeutsche Zeitung
Die schön-abstrakte Bühne von Sabrina Rox mit ihrer steilen Schräge, zwei unterschiedlichen Türen und einer Fensterluke ist hoch anspruchsvoll, sie fordert eine konzentrierte, streng formalisierte Spielweise.
Nachtkritik
Starkes Schauspieler:innentheater und furioser Schluss.
Neue Rhein Zeitung