Michael Kohlhaas

von Heinrich von KleistPremiere am 18. Februar 2017Central — Große BühneSchauspiel

Über das Stück

Kleist nennt seinen Michael Kohlhaas »den rechtschaffensten und zugleich entsetzlichsten Menschen seiner Zeit«, und tatsächlich ist Kohlhaas einer der großen Seltsamen der deutschen Literatur. Es beginnt damit, dass der reisende Pferdehändler am Schlagbaum eines sächsischen Junkers zwei prächtige Pferde als Pfand zurücklassen muss. Als er seine Rappen bei der Rückkehr ausgemergelt und verprügelt vorfindet, sind unsere Sympathien als Leser noch ganz bei ihm, dem Unterdrückten, doch dann wird er zum Mörder. Kohlhaas fordert bei den zuständigen Rechtsinstanzen Schadenersatz ein und erfährt keine Wiedergutmachung. Dann wird der Prozess verschleppt, die korrupten adligen Gegner werden protegiert, und in seinem Bemühen um Gerechtigkeit verliert Kohlhaas alles: Ehefrau und Familie, Wohlstand und Besitz. Als einer, den die Gesetze nicht schützen, beginnt Kohlhaas einen brutalen Rachefeldzug. »Es soll Gerechtigkeit geschehen, und gehe die Welt darüber zugrunde«, lautet sein Leitspruch. Es ist die Erzählung einer Welt, die unfassbar aus den Fugen ist und einen Menschen ohne Orientierung zurücklässt – hierin ist sie so modern. Es ist eine unheimliche Geschichte, die Kleist erzählt, weil uns ihre Hauptfigur so fern und nah zugleich ist. Denn mit so viel Abscheu wir auch den Gräueln des Kohlhaas begegnen, so wenig können wir die Faszination verhehlen, die uns erfasst, wenn hier einer, überwältigt von den Zumutungen der Welt, seinen Vertrag mit der Zivilisation aufkündigt und den Pakt mit der Barbarei schließt.

Regie führt Matthias Hartmann. Hartmann war Intendant des Schauspiel Bochum und des Wiener Burgtheaters und inszeniert Schauspiel und Oper an allen großen Bühnen des deutschsprachigen Raumes.

Besetzung

Michael Kohlhaas, ein Rosshändler aus Brandenburg Christian Erdmann
Lisbeth, seine Frau Minna Wündrich
Herse, ein Knecht des Kohlhaas Florian Lange
Der Kurfürst von Sachsen Thomas Wittmann
Dr. Martin Luther / Der Kurfürst von Brandenburg Reinhart Firchow
Prinz Christiern von Meißen Jan Maak
Junker Wenzel von Tronka Andrei Viorel Tacu
Hinz und Kunz von Tronka, ein Mundschenk und ein Kämmerer Matthias Luckey
Heinrich von Geusau, Stadthauptmann von Potsdam Wolf Danny Homann
Statisterie Korbinian Bachem, Richard Becker, Antonis Chrysoulakis, Jasper Ebert, Lennart Ebert, Jan Junghardt, Liam Kranz, Antonio Porzio, Mohamed Sbai, Nikita Schmitz, Erik Schwarz, Lars Unkenholz, DennisWalsdorfer, Tim Zielke
Regie Matthias Hartmann
Bühne Johannes Schütz
Kostüm Malte Lübben
Dramaturgie Robert Koall
Video Roman Kuskowski
Dramaturgische Mitarbeit Juliane Hendes
Theaterpädagogik Thiemo Hackel

Dauer

2 Stunde, 45 Minuten — eine Pause

Trailer

Pressestimmen

Unglaubliche drei Stunden, in denen Johannes Schütz mit vielen dutzend quadratischen Holztischen Brandschatzungen, Gerichtssäle und Gefängnisse vom spielenthusiastischen Ensemble entstehen lässt.
Rheinische Post
Einen bejubelten, unterhaltsamen Abend voller Kraft, überschäumender Gefühle und filmartiger Bilder bietet die Regie. Star des Abends ist Bühnenbildner Johannes Schütz, der sich mal wieder selbst übertroffen hat.
Westdeutsche Zeitung
Ein imposanter Abend, der zeigt, was das Theater kann. Wie man mit Tischen und Stühlen eine ganze Welt erstellen kann. Theater vom Feinsten.
WDR 3
Ein Abend der Sprechkunst für die Schauspieler, die sich an Kleists aberwitzigen Satzbau-Architekturen nicht verheben. Allen voran Christian Erdmann in der Titelrolle, der mit getrampelten Ovationen gefeiert wurde.
Westfälische Rundschau
Hartmann ist in Düsseldorf ein kräftiger und emotionssicherer Abend gelungen.
nachtkritik.de
Die Central-Spielfläche hat Johannes Schütz – genial schlicht – mit 289 grauen Tischen im Quadrat gebaut und raumfüllend dem Bühnenkasten eingepasst.
Spiegel online
Man hört besten Kleist und fühlt sich zugleich wie bei Johann Sebastian Bach, bei dem die gesungenen Regieanweisungen ebenfalls in den Abgrund des Wesentlichen ragen. Altes wirkt ganz neu und dann wieder Jahrhunderte entfernt.
DIE ZEIT
Christian Erdmann führt eindrucksvoll viele Attitüden der Nachdenklichkeit, Besorgtheit, des ruhigen Nachforschens vor, vor allem scheint sein Kohlhaas ungemein lange geduldig mit der Willkür der Bürokratie zu sein.
Der Standard