Biedermann und die Brandstifter

von Max FrischPremiere am 1. Oktober 2022Schauspielhaus, Kleines HausSchauspiel

Termine

https://www.dhaus.de/ Düsseldorfer Schauspielhaus Gustaf-Gründgens-Platz 1, 40211 Düsseldorf
Do, 26.12. / 18:00 – 19:30
Schauspiel
von Max Frisch Regie: Adrian Figueroa
Schauspielhaus, Kleines Haus
Ausverkauft! Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Karten
https://www.dhaus.de/ Düsseldorfer Schauspielhaus Gustaf-Gründgens-Platz 1, 40211 Düsseldorf
Di, 28.01. / 11:00 – 12:30
Schauspiel
von Max Frisch Regie: Adrian Figueroa
Schauspielhaus, Kleines Haus
Ausverkauft! Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Karten
https://www.dhaus.de/ Düsseldorfer Schauspielhaus Gustaf-Gründgens-Platz 1, 40211 Düsseldorf
Sa, 22.02. / 20:00 – 21:30
Schauspiel
von Max Frisch Regie: Adrian Figueroa
Schauspielhaus, Kleines Haus
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Über das Stück

Immer wieder wird die Stadt von Feuersbrünsten heimgesucht. »Brandstiftung!«, heißt es. Hausierer sollen es gewesen sein. »Aufhängen sollte man sie!«, meint der Haarwasserfabrikant Gottlieb Biedermann. Ehrgeiz, Eitelkeit und Machtstreben gehören zu seinen Charaktereigenschaften. Als Unmenschen würde er sich nicht bezeichnen. Auch nicht, wenn er den Angestellten Knechtling rausschmeißt, der eine rechtmäßige finanzielle Beteiligung an einer Erfindung einfordert. Oder wenn er Knechtling mit einem Anwalt droht und ihm hinterherruft, er solle sich unter den Gasherd legen, was dieser dann auch prompt tut.

Ein Zeichen von Menschlichkeit ist nach Biedermanns eigenem Dafürhalten, dass er die Hausierer Schmitz und Eisenring bei sich aufnimmt, die ein Dach über dem Kopf suchen. Weder Biedermann noch seine Frau Babette haben deren dreisten Scherzen und frechen Forderungen etwas entgegenzusetzen. Von Geschichten über Schmitz’ schwere Kindheit und Eisenrings verpasste Lebenschancen lässt sich das Ehepaar um den Finger wickeln. Ob diese Sentimentalitäten auf Tatsachen beruhen oder zur Strategie der beiden Gäste gehören, bleibt mindestens fraglich. Dass sie durch ihre Charakterschwächen dem Bösen Tür und Tor öffnen, wollen Herr und Frau Biedermann nicht einmal dann wahrhaben, als Schmitz und Eisenring sich offen als Brandstifter zu erkennen geben, Benzinfässer auf den Dachboden schleppen und über die besten Zündmechanismen fachsimpeln. Schließlich ist »die beste und sicherste Tarnung« aller Scharfmacher:innen und Hetzer:innen noch immer »die blanke und nackte Wahrheit«, wie es im Stück heißt. »Die glaubt nämlich niemand.«

Regisseur Adrian Figueroa, der am Düsseldorfer Schauspielhaus in der Spielzeit 2021/22 »Das Tribunal« von Dawn King zur Uraufführung brachte, bezieht Max Frischs »Lehrstück ohne Lehre« von 1958 auf die Gegenwart, ohne dazu in den Text einzugreifen. Denn auch heute gilt, was Literaturkritiker Hellmuth Karasek mit Blick auf das Nachspiel zum Stück bereits vor Jahrzehnten schrieb: »Der Terror kann sich unverblümt geben, sobald er den Bürger mitverstrickt hat, ihn zum Mitschuldigen machte. Er kann sich darauf verlassen, dass das Opfer nicht glauben wird, was es ahnt. Die Feigheit verschließt noch vor der Wahrheit Augen und Ohren.« Bleibt die Frage, wen wir heute in Max Frischs Parabel erkennen, wen wir als Brandstifter identifizieren, wen als Biedermann. Und wen als Chor der Feuerwehrleute, in einer Zeit, in der Begriffe wie »Gewissen« und »Moral« negativ besetzt sind und »Gutmensch« ein Schimpfwort ist.

Besetzung

Gottlieb Biedermann Sebastian Tessenow
Babette Biedermann Hanna Werth, Tabea Bettin
Josef Schmitz / Witwe Knechtling Andreas Grothgar
Wilma Eisenring Sophie Stockinger
Der Chor der Feuerwehrleute / Ein Polizist Thiemo Schwarz
Regie und Video Adrian Figueroa
Kostüm Malena Modéer
Musik Ketan Bhatti
Licht Konstantin Sonneson
Videoanimation Claud Jehu
Theaterpädagogik Thiemo Hackel

Dauer

1 Stunde 30 Minuten — keine Pause

Hinweis

Stroboskoplicht
Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass in der Vorstellung von »Biedermann und die Brandstifter« Stroboskoplicht zum Einsatz kommt.

Trailer

Pressestimmen

Es ist dieser Kontrast zwischen banalem, komischem Fortgang und der maximalen Katastrophe am Ende, der uns schließlich in einen Abend und eine Zeit hinauslässt, die vor Unsicherheiten und Bedrohung nur so strotzt. Wahrscheinlich passt »Biedermann und die Brandstifter« zu fast jeder Zeit. Diesmal hinterlässt das Stück noch etwas tiefere Spuren. Sollte man also sehen, jetzt besonders.
Rheinische Post
In pausenlosen 90 Minuten knistert und knarrt es vor Spannung und grotesken Situationen. Mehr als verdient war der Jubel am Ende der ausverkauften Premiere für fünf versierte Darsteller und für das Regieteam am Düsseldorfer Schauspielhaus. […] Figueroa (auch preisgekrönter Kurzfilm-Macher) bedient sich hier gekonnt zahlreicher Tricks aus der Filmbranche und macht aus Max Frischs Lehrstück einen temporeichen, lauten, knackigen Horror-Comic mit Tiefgang und finalem Höllensturz.
Westdeutsche Zeitung
Sebastian Tessenow im zeitlos altmodischen Zweireiher ist die zu Gottlieb Biedermann geronnene Knetmasse aus Mensch und gutmütiger Feigheit, Andreas Grothgar glänzt als assig geiernder Pyromane Schmitz, schillernd ausgespielt mit unwiderstehlichem Invasionsdrang. Klug stellt ihm die Regie keinen Wilhelm, sondern eine Wilma Eisenring an die Seite. So spielt denn Sophie Stockinger die freche, unverblümte Bösartigkeit ihrer Figur mit cooler Abgebrühtheit aus. Der lange, mit Jubel versetzte Premierenbeifall galt dem Ensemble auf der Bühne wie dem Regie-Team.
WAZ