Jeder stirbt für sich allein

nach dem Roman von Hans Fallada — in einer Fassung von Nora Schlocker und Birgit LengersPremiere am 5. April 2025Schauspielhaus, Großes HausSchauspiel

Termine

https://www.dhaus.de/ Düsseldorfer Schauspielhaus Gustaf-Gründgens-Platz 1, 40211 Düsseldorf
So, 13.04. / 16:00 – 19:15
Schauspiel
nach dem Roman von Hans Fallada — in einer Fassung von Nora Schlocker und Birgit Lengers Regie: Nora Schlocker
Schauspielhaus, Großes Haus
https://www.dhaus.de/ Düsseldorfer Schauspielhaus Gustaf-Gründgens-Platz 1, 40211 Düsseldorf
Mi, 07.05. / 19:00 – 22:15
Schauspiel
nach dem Roman von Hans Fallada — in einer Fassung von Nora Schlocker und Birgit Lengers Regie: Nora Schlocker
Schauspielhaus, Großes Haus
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Do, 15.05. / 19:00 – 22:15
Schauspiel
nach dem Roman von Hans Fallada — in einer Fassung von Nora Schlocker und Birgit Lengers Regie: Nora Schlocker
Schauspielhaus, Großes Haus
https://www.dhaus.de/ Düsseldorfer Schauspielhaus Gustaf-Gründgens-Platz 1, 40211 Düsseldorf
Di, 24.06. / 19:00 – 22:15
SchauspielFrühbucher
nach dem Roman von Hans Fallada — in einer Fassung von Nora Schlocker und Birgit Lengers Regie: Nora Schlocker
Schauspielhaus, Großes Haus
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Über das Stück

Berlin 1940. Ein Ehepaar im Prenzlauer Berg hält sich raus, Politik interessiert die beiden nicht. Hitler haben sie gewählt, weil alle das getan haben. Dann erreicht sie die Nachricht vom Tod ihres Sohnes. Er ist an der Westfront gefallen. Angesichts des persönlichen Verlusts überwinden Anna und Otto Quangel Anpassung und Angst. Sie beschließen, ein Zeichen gegen das System zu setzen, und verteilen in Treppenhäusern der Stadt handgeschriebene Botschaften. Doch im Mikrokosmos ihres Wohnhauses verraten alle alle – ob aus Habgier, Feigheit oder Gedankenlosigkeit.

Hier wohnt der Kammergerichtsrat Fromm, der die Jüdin Rosenthal versteckt, während der Denunziant Barkhausen und sein arbeitsloser Kneipenfreund und Frauenheld Enno Kluge in ihre Wohnung einbrechen. Dort werden sie von dem jungen Nazi Baldur Persicke ertappt und es kommt zum ersten Todesfall. Enno Kluge findet, nachdem sich die Postbotin Eva endgültig von ihm losgesagt hat, Unterschlupf bei der Geschäftsfrau Hete Häberle. Aber da hat ihn der Kommissar Escherich auf seiner Jagd nach dem Postkartenschreiber schon längst als Bauernopfer ins Visier genommen. Auch er steht in der SS-Hierarchie unter Druck und muss liefern.

Vom Schicksal der Quangels erfuhr Fallada aus einer Gestapo-Akte. Fasziniert vom Widerstand der kleinen Leute erschuf er ein vielschichtiges Gesellschaftspanorama. Er beschreibt mit großer Plastizität, was eine Diktatur sowohl beim Individuum als auch in der Gesellschaft anrichtet, wie Opfer zu Tätern und wieder zu Opfern werden. Wie mutig, wie erbärmlich und erbarmungswürdig sie sind – und für welchen Weg sich die nächste Generation entscheidet.

Der Widerstand, dem Hans Fallada 1946 ein Denkmal frei von Kitsch und Pathos setzt, ist kein heroischer. Der Anstand basiert nicht auf politischer Überzeugung oder einem gutem Herzen. Er kommt aus dem Willen zu ihm. Otto und Anna Quangel wachsen an ihrem Widerstand – als Menschen, als Liebespaar, als Teil der Gesellschaft. Die Inszenierung stellt genau diese Fragen: Wie gelingt es, in demokratiefeindlichen Zeiten, anständig zu bleiben? Haben wir ein Recht auf privates Glück? In welche Welt werden unsere Kinder geboren? Was können wir tun, um unsere Werte zu verteidigen? Und wie Zivilcourage trainieren – damals wie heute?

Besetzung

Otto Quangel Florian Lange
Anna Quangel Cathleen Baumann
Frau Rosenthal, Hete Häberle Friederike Wagner
Emil Barkhausen, Karl Hergesell, Dirigent Reichardt, SS-Obergruppenführer Claudius Steffens
Kommissar Escherich, Scharfrichter Jürgen Sarkiss
Trudl Baumann, SS-Gruppenführer Blanka Winkler
Enno Kluge Ingo Tomi
Eva Kluge, Grigoleit Melanie Lüninghöner
Kammergerichtsrat Fromm, SS-Gruppenführer Rainer Philippi
Baldur Persicke Raphael Abilgaard / Adrian Geulen
Kuno Barkhausen Maxim Kirsa-Straubel / Julian Lambrozov
Jugendensemble Kassandra Giftaki, Sena Kaya, Veronika Regent, Theodor Taprogge
Bühne und Kostüm Jana Findeklee und Joki Tewes
Licht Christian Schmidt
Dramaturgie Birgit Lengers

Dauer

3 Stunden 15 Minuten — eine Pause

Pressestimmen

Nora Schlocker und ihre Dramaturgin Birgit Lengers haben Hans Falladas Romanbestseller durchkämmt, das Meiste gestrichen und aus dem Verbliebenen nicht nur einen Spiegel der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands hervorgebracht, sondern zugleich eine Mahnung für die Gegenwart. … Inmitten dieses raffiniert eingefädelten, unentrinnbaren Gewirrs aus Abhängigkeiten spielen Florian Lange als Otto und Cathleen Baumann als Anna ihre Ehe trotz Anfechtungen als Meilenstein der Moral, als Paar, das sich von den menschenfeindlichen Verlockungen der NS-Zeit nicht unterkriegen lässt. ... Überhaupt erzeugt das Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhauses wieder einmal den Eindruck hoher Geschlossenheit. Das gilt ebenso für das für die aktuelle Inszenierung engagierte Jugendensemble. … Begeisterter Applaus.
Rheinische Post, 06.04.2025
Nora Schlocker inszeniert Falladas Werk als kluges Lehrstück. Schlocker, eine kluge (und übrigens nicht selten unterschätzte) Regisseurin, hat Respekt vor dem Roman, aber auch nicht zu viel. Sie entfernt das Folklorehafte, etwa das penetrant Berlinernde des Textes, und sie fokussiert nicht auf den kriminalistischen Aspekt der Geschichte, sondern auf die (im Ergebnis überraschende) Komplexität der vielen Charaktere. … Es ist ein bravouröses Ensemble, das den Abend trägt und von Anfang an eine beklemmende, nicht nachlassende Spannung erzeugt.
nachtkritik.de, 06.04.2025
Das ist eine ganz konzentrierte Fassung, da ist kein Wort zu viel. Mit wenigen ausdrucksstarken Sätzen wird hier die Geschichte erzählt, wo auch viel Raum bleibt für das Schweigen. … Regisseurin Nora Schlocker nimmt den Stoff sehr ernst. Es ist ein sehr starker Theaterabend.
WDR Westart, 06.04.2025
Klug hat Regisseurin Nora Schlocker Hans Falladas Roman gekürzt, verzichtet auf Regiemätzchen, inszeniert klar und stringent. Die Aktualität und Allgemeingültigkeit des Stoffs werden so sichtbar. Gespielt wird das in beklemmender Intensität. ... Am Schauspielhaus Düsseldorf ist ein intensiver, eindrücklicher Abend gelungen, der zeigt, wie ein System kippen kann und dass es an uns allen ist, es aufzuhalten.
Deutschlandfunk Kultur heute, 07.04.2025
Wie die anfangs unkritischen Geister mit ihren Aktionen ihre kleinbürgerliche Existenz aufs Spiel setzen und zu einer Art Barrikadenkämpfern werden, das beleuchten eindrucksvoll Florian Lange (Otto Quangel) und Cathleen Baumann (Anna). In einer schauspielerischen Meisterleistung.
Westdeutsche Zeitung, 06.04.2025