Prima Facie

Gerichtsdrama von Suzie MillerPremiere am 1. Dezember 2023Schauspielhaus, Großes HausSchauspiel

Termine

https://www.dhaus.de/ Düsseldorfer Schauspielhaus Gustaf-Gründgens-Platz 1, 40211 Düsseldorf
So, 22.12. / 19:30 – 21:00
Schauspiel
Gerichtsdrama von Suzie Miller Regie: Philipp Rosendahl
Schauspielhaus, Großes Haus
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Über das Stück

Die Idee zu »Prima Facie« kam Suzie Miller bereits während ihrer Zeit als Jurastudentin, lange bevor sie Dramatikerin wurde. Doch erst nach Jahren der Tätigkeit als Strafverteidigerin bot sich ihr die Gelegenheit, das Stück zu realisieren. Die #Metoo-Bewegung hatte Millers Wunsch bestärkt, eine feministische Befragung des Rechtssystems auf die Bühne zu bringen. Wer eine der begehrten Karten für die Aufführungen am Broadway oder im West End ergattert, kann Millers virtuoses Solostück für eine Schauspielerin im englischen Original erleben. Nun feiert das Werk auch am Düsseldorfer Schauspielhaus Premiere. Lou Strenger wird die Rolle der Tessa Ensler in der Neuinszenierung von Philipp Rosendahl geben.

Millers Protagonistin ist eine junge Anwältin in England, die es aus der Arbeiter:innenklasse in eine renommierte Kanzlei geschafft hat. Nun verteidigt sie Männer, die sexueller Straftaten wegen belangt werden. Vor Gericht nimmt Ensler die Zeuginnen der Anklage methodisch brillant ins Verhör, um Zweifel im Sinne ihrer Mandanten offenzulegen. Ein gewonnener Fall reiht sich an den nächsten – bis ein unerwarteter Angriff auf ihre eigene Person, der sexualisierte Übergriff eines Arbeitskollegen beim ersten Date, Tessa zum Innehalten zwingt. Plötzlich sieht sie sich mit Erfahrungen konfrontiert, die ihre Selbstbestimmtheit massiv in Frage stellen. Sie erstattet Anzeige und findet sich schließlich, zweieinhalb Jahre später, vor Gericht in der entgegengesetzten Position wieder: Von der Strafverteidigerin ist sie zur Zeugin der Anklage geworden, deren Wort angezweifelt wird. Prima facie (lat. dem ersten Anschein nach) bedeutet in der Rechtssprache soviel wie »bis auf Widerruf«, d.h. solange auch nur der geringste Zweifel am Tathergang besteht, genügt Tessas Aussage nicht, um den Schuldigen zu verurteilen.

»Prima Facie« wirft die Frage auf, ob wir schon am Ende unserer Möglichkeiten angekommen sind, wenn es darum geht, das Sexualstrafrecht zu reformieren. Millers preisgekröntes Stück macht die patriarchale Macht der Justiz anhand einer Fallstudie auf einfühlsame und beeindruckende Weise erfahrbar.

Besetzung

Tessa Ensler Lou Strenger
Bühne und Kostüm Esther Bialas
Komposition Marco Mlynek
Sounddesign Heiko Schnurpel
Video Tim Deckers
Licht Jean-Mario Bessière
Dramaturgie Janine Ortiz

Dauer

1 Stunde 30 Minuten — keine Pause

Hinweis

Inhalt
Die Inszenierung thematisiert u.a. sexuellen Missbrauch.

Trailer

Pressestimmen

In der Inszenierung von Philipp Rosendahl stehen vor dem eisernen Vorhang nur eine Reihe rot gepolsterter Klappsessel, die an einen Gerichtssaal erinnern. Oder an einen Zuschauerraum. Ein Bild für den Seitenwechsel vielleicht, den Tessa erlebt. Von der Akteurin zur Zuschauerin in ihrer eigenen Geschichte. Lou Strenger schmeißt sich mit aller Kraft in den Text, erst ist sie Zeremonienmeisterin des Gerichtssaals, dann ringt sie mit sich, gekrümmt, kauernd.
Süddeutsche Zeitung
Bedrückendes Drama. Lou Strengers bravouröse Leistung: Sie ist die ganze Bühne, ist das Ensemble aller Figuren, die überschwängliche Siegerin und am Ende die Verzweifelte, Ausgelöschte. Auch wenn der Monolog schließlich auf schwarzer Bühne verstummt, wird er nicht enden. Das ist die Klage der Vergewaltigten und die eigentliche Anklage des Monologs. Auf der Bank sitzt nun die Gesellschaft. Minutenlanger Beifall für Lou Strenger. Ein fast befreiender Applaus.
Rheinische Post
»Prima Facie« ist das Stück der Saison. Durch ihre virtuose Verwandlungskunst und flinke Rollenwechsel verwandelt Strenger den Text der Anwältin und Autorin Miller in eine aufregende Achterbahnfahrt der Emotionen. Zunächst gibt sie sich als geerdete Frau, die mit beiden Beinen fest im Rechtssystem steht. Der Rechtsstaat funktioniert, glaubt sie. Doch in den Wochen und Jahren nach dem Beginn des von ihr angestrengten Verfahrens wird sie immer kleinlauter, zerbrechlicher. Sie fühlt sich, als ob sie im Regen stehengelassen wurde. Eine starke Metapher, die Regisseur Philipp Rosendahl und Ausstatterin Esther Bialas auf die Bühne bringen.
Westdeutsche Zeitung
Lou Strenger hat Direktheit, Vitalität, Komödiantentum, Ichstärke und Schmerzempfindlichkeit, Shirley-MacLaine-haftigkeit.
kultur.west
Jubel und Standing Ovations vom Premierenpublikum für die hervorragende Lou Strenger und die Inszenierung.
Neue Düsseldorfer Online Zeitung
Bravourös wie Lou Strenger den Text zum Strahlen bringt, uns in allen Figuren begegnet und doch am Ende nur das Drama der Protagonistin präsentiert: von der gefeierten Siegerin zum gedemütigten Opfer. Ein grandioses Solo! Ein fulminantes Theatererlebnis.
Theater Pur